Tatort-Nachlese: Der große Schmerz Teil 1 mit Til Schweiger, Neujahr 2016

Alle seine unerledigten Triebe, so scheint es, legt das öffentliche Bewusstsein dieses Landes in den Tatort. Regiert von Merkel-Mutti, schafft man sich eine russische Catwoman, die sich nicht hat „totficken“ lassen (wie es bei solcher Wortwahl wohl um das Sexualleben der Drehbuchautoren ausschaut?), sondern „hart“ geworden ist, der nuschelnde Hauptdarsteller Typ Hamburger Werbefuzzi darf wie die Ghostbusters um sich knallen und am Ende gar noch Gespür fürs Tragische zeigen, als wäre er ein ernstzunehmender Schauspieler, und die deutsche Polizei, eine der bräsigsten und unbeliebtesten Behörden überhaupt, wird glorifiziert, als handele es sich um den Stab Eisenhowers kurz vor der Landung in der Normandie, während Scheckbuch-Deutschland selber bei jedem internationalen Konflikt die klassische Wegduck-Strategie fährt (offizielle Nicht-Teilnahme, aber „heimlich“ Drohnen und Folterhäftlinge durchfliegen lassen – Hauptsache keine Farbe bekennen, keine stringente Haltung zeigen). Die einzige politische Figur in der Personnage, der schneidige, koksende und verboten gutaussehende Hamburger Senator wiederum von einer weltläufigen Coolness, mit der kein Politiker es heutzutage auch nur zum OV-Vorsitz in der westdeutschen Provinz bringen würde. Hier verstecken die Autoren ihre heimlichen politischen Sehnsüchte.

Die offene politische Aussage dabei ein einziger Seitenhieb auf den Liberalismus (der Senator eben, als der ein bekannter FDP-Politiker nu notdürftig verschlüsselt ist) und auf „die Russen“, die offenbar nur Mädchenhandel und Waffenschmuggel kennen (Moment… hatten wir das nicht schon mal…?).

Um es mit Bruno Ganz in seiner Paraderolle als „böhmischer“ Gefreiter zu sagen: Man müsste die ganze ARD-Unterhaltungsabteilung sofort in die HKL nach Aleppo schicken, anstatt dass sie ihren Thanatos-Trieb in so billig-präpubertär aufgemachtem und dabei sündhaft teurem (Helene Fischer war wahrscheinlich so teuer wie der restliche Cast zusammen) TV-Klamauk ausleben, den wir dann noch bezahlen dürfen („dank Ihrer Gebühren“)!

Header: Til Schweiger und Arnd Klawitter in „Der große Schmerz“, Szenenfoto. Rechte: ARD/Das Erste

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